Ruanda
Der Völkermord an der Tutsi-Bevölkerung (1994) ist mehr als 20 Jahre her, seine Folgen sind in Ruanda jedoch noch immer spürbar. Handicap International (HI) hilft den Opfern dabei, gegen ihr psychisches Leid anzugehen und fördert unter anderem die Inklusion von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft.

Theaterstück von Kindern gegen sexuelle Gewalt - HI Ruanda | © W. Huyghe / HI
Laufende Aktivitäten
Ruanda wurde schwer gezeichnet vom Völkermord an der Tutsi-Bevölkerung, der 1994 das Leben von 800.000 Menschen kostete. Handicap International (HI) begann unmittelbar nach dieser humanitären Katastrophe mit der Arbeit. Zwei Jahre später initiierten wir das erste Projekt für psychische Gesundheit.
Mehr als zwanzig Jahre später leidet noch immer eine extrem hohe Zahl an Menschen in der Region am post-traumatischen Stress-Syndrom. Trotz nationaler Bemühungen zur Verbesserung der medizinischen Versorgung vor allem in diesem Bereich seit 1995, ist der Hauptgrund vieler psychischer Erkrankungen immer noch der Völkermord. Wir ergreifen Maßnahmen zur Förderung mentaler Gesundheit für die betroffenen Menschen und helfen ihnen, wieder Halt zu finden. Wir unterstützen besonders Menschen mit Behinderung, die unter psychologischen Schwierigkeiten als Folge von Gewalt leiden, z. B. durch Selbsthilfegruppen, vor allem in Lagern mit kongolesischen und burundischen Geflüchteten.
Mit dem Ubuntu Care Projekt unterstützen wir außerdem bedürftige ruandische Kinder, insbesondere Kinder mit Behinderung. Wir setzen uns dafür ein, dass der Schutz von Kindern in Ruanda gestärkt wird – vor allem, um Kinder vor sexueller Gewalt zu schützen. Außerdem arbeiten wir mit dem Bildungsministerium zusammen, um allen Kindern Zugang zu Bildung zu ermöglichen, etwa durch Lehrerfortbildungen oder den barrierefreien Umbau von Schulgebäuden für Kinder mit Behinderung.
Wir fördern die schulische Inklusion von jungen Mädchen, Teenagern und Frauen, die Opfer von Konflikten in der Region Grands Lacs sind, um ihnen eine Schul- oder Berufsausbildung ermöglichen zu können.
Darüber hinaus führt HI Maßnahmen zur Verbesserung der Prävention und Behandlung von Epilepsie, insbesondere für Mütter und Kinder, durch. Dies geschieht durch die Lieferung von Anti-Epileptika an Krankenhäuser, die Schulung von medizinischem Fachpersonal in der Prävention und Behandlung von Epilepsie, die Bereitstellung von Informationen über Epilepsie im Rahmen von Aufklärungsveranstaltungen und weiteren Maßnahmen.
HI möchte außerdem qualitativ hochwertige und zugängliche Reha-Leistungen in Ruanda bereitstellen. Wir unterstützen zu diesem Zweck die „Rwanda Occupational Therapy Association“, die Aufklärungsveranstaltungen über Ergotherapie und ähnliche Behandlungsmethoden organisiert. Darüber hinaus helfen wir bei der Verbesserung der Ausbildungen von Ergotherapeut*innen.
Wir befürworten und unterstützen die Inklusion von Menschen mit Behinderung in die ruandische Gesellschaft. Durch technische oder finanzielle Unterstützung fördern wir über die Kommunen Verbände, die sich für Menschen mit Behinderung einsetzen. Dies ermöglicht es den Verbänden, Maßnahmen durchzuführen, die die Rechte und gesellschaftliche Beteiligung von Menschen mit Behinderung stärken.
Schließlich fördert HI die Eingliederung von schutzbedürftigen Menschen, einschließlich Menschen mit psychischen Problemen und Reha-Bedarf in Flüchtlingslagern, indem wir unter anderem Reha, Maßnahmen zur Früherkennung von Behinderungen und psychosoziale Unterstützung organisieren.
Neues aus den Projekten

Ruanda: Schulstunden im TV
Auch Ruanda ist von der Coronavirus-Pandemie und Ausgangssperren betroffen. Unsere Teams klären auf und verteilen Schutzmasken sowie Lebensmittel. Außerdem bieten sie Online-Kurse im Fernsehen für Schüler/-innen mit Behinderung an.
Sie mit
Hintergrund

Der Völkermord ist immer noch präsent im Gedächtnis der ruandischen Bevölkerung.
Der Völkermord an der Tutsi-Bevölkerung in Ruanda wurde zwischen April und Juli 1994 verübt. Innerhalb von 100 Tagen verloren mehr als 800.000 Menschen ihr Leben. Dies brachte extremes Leid über die Bevölkerung. Der Völkermord stand am Anfang eines bisher nie da gewesenen ethnischen Konfliktes im Herzen Afrikas.
Zwei Jahrzehnte später hat das Land bedeutende Fortschritte zu verzeichnen: Nach Angaben der Weltbank ist das Bruttoinlandsprodukt um das Fünffache gestiegen. Die Armut ist um 25% zurückgegangen und Ungleichheiten wurden verringert. Die Millennium-Entwicklungsziele bezüglich der Verminderung der Säuglingssterblichkeit wurden erreicht. Außerdem wurden Armut und Einkommensungleichheiten reduziert.
Defizite gibt es allerdings weiterhin vor allem beim Schutz und der sozialen Inklusion von Menschen mit Behinderung und besonders schutzbedürftigen Personen. Tatsächlich ist es so, dass trotz des wirtschaftlichen Wachstums und der Weiterentwicklung der Grundversorgung (z.B. Gesundheitsversorgung, Zugang zu Wohnraum und Bildung) in Ruanda sehr viele Menschen in wirtschaftlicher, psychologischer und sozialer Hinsicht immer noch sehr bedürftig sind. Fast 29% der ruandischen Bevölkerung leiden unter einem posttraumatischem Stress-Syndrom und 53% unter Depressionen, die mit dem Völkermord in Zusammenhang stehen.
Darüber hinaus wird Menschen mit Behinderung ein Platz in der Gesellschaft verweigert und die Behörden kümmern sich nicht ausreichend um sie. Die technischen und finanziellen Ressourcen, die dem Umgang mit Behinderung zugedacht werden, sind immer noch sehr begrenzt und die Zivilgesellschaft, gestärkt durch die zahlreichen Nicht-Regierungsorganisationen, die sich für Rechte von Menschen mit Behinderung einsetzen, brauchen bessere Unterstützung.
Anzahl der HI-Mitarbeiter*innen: 117
Eröffnungsdatum des Programms: 1994