Nora überlebte einen Bombenangriff

Jemen

Die junge Mutter Nora wurde schwer verletzt, als eine Rakete vor dem Eingang des Krankenhauses Al-Thawra in Hodeidah (Jemen) explodierte. Sie saß mit ihren Freundinnen in einem Bus, der  gerade vor dem Krankenhaus ankam.

Nora mit Fathen, der Psychologin von HI im Krankenhaus im Jemen

Nora mit Fathen, der Psychologin von HI im Krankenhaus im Jemen | © Feida/HI

Nora ist alleinstehende Mutter und 30 Jahre alt. Sie lebte in Hodeidah, einer der am schwersten von den Kämpfen betroffenen Städte im Jemen. Am 2. August 2018 traf ein Luftangriff den Eingangsbereich des Krankenhauses Al-Thawra in Hodeidah. Nora kam gerade mit ihren Freundinnen in einem Bus an, gemeinsam wollten sie einen Bekannten im Krankenhaus besuchen. Sie berichtet:

„Nach der Explosion habe ich mich kriechend aus dem Bus befreit. Ich rief nach meiner Schwester und meinen Freundinnen, doch ich erhielt keine Antwort! Ich fand meine Schwester, sie war schwanger. Sie lag im Sterben.

Das erste Flugzeug, das über uns flog, hatte gar keinen Lärm gemacht. Doch das zweite hatte den typischen Ton von sich gegeben. Als die Leute das Zischen der Bomben im Himmel erkannten, begannen sie zu schreien: ‘Rennt! Noch ein Bombenangriff!‘

Alle versuchten zu fliehen, doch viele wurden bei der zweiten Explosion durch Granatsplitter verletzt. Einer wurde am Kopf und am Herz verletzt, ein anderer blutete im Gesicht… Ich stand so unter Schock, dass ich gar keinen Schmerz spürte. Ich habe es nicht einmal gleich gemerkt, dass mein rechtes Bein bei der ersten Explosion abgerissen worden war.“ Nora wurde im Krankenhaus Al-Thawra das Bein amputiert. Später wurde sie in die Hauptstadt Sanaa überwiesen und dort ein zweites Mal von einem Chirurgenteam operiert, damit ihr Stumpf die geeignete Form für eine Prothese haben würde.

Rehabilitation und Begleitung durch HI

Nora wurde sofort von den Teams von HI mit Physiotherapie und psychologischer Unterstützung behandelt. Sie erhielt zunächst Krücken, einen Rollstuhl, ein Hygieneset und Material, um ihre Wunden selbst zu reinigen.

„Wir zeigten ihr, wie sie mit den Schmerzen umgehen und sie reduzieren kann. Wir haben Übungen zur Stärkung der Muskeln gemacht und anschließend zum Gehen mit den Krücken. Außerdem haben wir die Narbe massiert. Die Massage verhindert, dass das Gewebe um die Narbe steif und unbeweglich wird. So unterbinden wir, dass ein sensibler oder schmerzhafter Bereich entsteht. Das ist besonders wichtig, weil die Narben des Stumpfes oft genau an der Stelle liegen, an der später die Prothese anliegen wird“, erzählt Feida, die Physiotherapeutin von HI. „Parallel dazu hat eine unserer Psychologinnen Nora betreut und ihr geholfen, den traumatischen Schock zu überwinden, den sie durch die Explosion, die Amputation und den Tod ihrer Schwester erlitten hat.“

Nora ist weiterhin in physiotherapeutischer Behandlung. Ihr Stumpf und die Narbe sind gut verheilt und sie kann in den kommenden Tagen ihre erste Prothese anlegen…

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